Schwelm, 19.01.2022. Es war das letzte Spiel im Jahr 2021 in Schwerte, als beim Stand von 10:10 im dritten Satz ein Schrei durch die Halle ging. Jule Frielingsdorf lag nach einer Blockaktion auf dem Boden, krümmte sich vor Schmerzen. Schockstarre bei „Freund und Feind“. Schnell war klar, dass es sich um eine schwere Verletzung handelt, das das Knie erheblich etwas abbekommen hat. Erstversorgung, Rettungsdienst, Notarzt und Abtransport. Letztendlich haben Untersuchungen ergeben, dass die Kniescheibe herausgesprungen war, zudem Bänder und Knorpel in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Knapp einen Monat nach dem schweren Unfall die Hiobsbotschaft von Ärzten und Physiotherapeuten, „wenn du weiter spielen willst, wird das immer wieder passieren können“. Auch eine Operation kann keine 100% Sicherheit geben, teilte Jule in einem Telefonat ihrem Trainer Geri Duwe mit. „Jegliche Sprungbelastung könnte die Kniescheibe wieder herausspringen lassen“, so Frielingsdorf weiter. Aber es gab auch eine gute Nachricht, eine konservative Behandlung mit Gehschiene verspricht einen Heilungsprozess, eine OP wird nicht notwendig sein. Für das alltägliche Leben demnach keine Konsequenzen.
Dass das Saison-Aus für die stellvertretende Mannschaftsführerin bereits feststand, davon konnten alle ausgehen, aber, dass jetzt das Karriereende für Frielingsdorf anstehen kann, eine Hiobsbotschaft für die RE Volleys, jedoch am meisten für sie selber.
Jule hat sich in dieser Saison als stärkste RE-Spielerin etabliert, mit reichlich Perspektive. Duwe hatte sie vor zwei Jahren von der Mittelblockposition auf die wichtigste Angriffsposition der Diagonalangreiferin umgeschult. Durch die Pandemie konnte sie jetzt erst die neue Position ausfüllen, ihre besonderen Qualitäten ausspielen.
Frielingsdorf selber ist spät zum Volleyball gekommen, fing erst mit 17 Jahren in der damaligen U20 an, kam dann über die Damen 2 schnell in die Damen 1. Neben ihren spielerischen Qualitäten ihr vorbildlicher Umgang mit Mitspielerinnen, ihre Einstellung und ihre Präsenz die für das ganze Team wichtig waren. Der Wunsch von Trainer Geri Duwe deshalb, dass Jule der Mannschaft erhalten bleibt. Falls sie nur noch eingeschränkt Volleyball spielen darf, wäre die Liberoposition vielleicht eine Option. Damit bleibt ein Fünkchen Hoffnung, dass kein Karriereende mit 25 Jahren droht.